Die Europäische Zentralbank (EZB) legt den Leitzins fest. Diese Verzinsung können Kreditnehmer nicht beeinflussen.
Wer einen Kredit aufnehmen möchte, sieht sich möglicherweise gleich mit einer ganzen Reihe unbekannter Begriffe konfrontiert: Nominalzins, Sollzins, Effektivzins, Realzins … Was bedeutet das und vor allem: Wie beeinflussen diese Zinssätze die Kosten für den Kredit? Wir erklären Ihnen hier den wichtigen Nominalzins und nehmen die anderen Begriffe gleich mit, damit Sie beim Unterschreiben des Kreditvertrags genau wissen, worum es geht.
Sie können sich den Nominalzins vorstellen als eine Art Gebühr, die Sie dafür zahlen, dass die Bank oder ein anderes Kreditinstitut Ihnen Geld leiht. Per Definition ist der Nominalzins aber gerade keine Gebühr, sondern eben ein Zinssatz. Er wird benutzt, um damit Zinsen zu berechnen. Wenn Sie also beispielsweise einen Kredit über 2.000 € aufnehmen und dafür einen Nominalzins von 3 % zahlen, dann müssen Sie insgesamt 2.060 € zurückzahlen. So weit, so gut.
Tipp: Der Nominalzins wird oft auch als „Sollzins“ bezeichnet. Die beiden Begriffe bedeuten dasselbe und können synonym verwendet werden.
Nun ist der Nominalzins aber in den seltensten Fällen der einzige Zinssatz, der eine Rolle spielt. Denn für Kredite fallen weitere Gebühren (z. B. eine Bearbeitungsgebühr) an. Diese können von Kredit zu Kredit sehr unterschiedlich sein. Das bedeutet: Nur weil ein Kredit den niedrigeren Nominalzins hat, heißt das nicht, dass er unbedingt der günstigere ist.
Aus diesem Grund wird bei Krediten zusätzlich zum Nominalzins immer auch der effektive Jahreszins angegeben. Dieser beinhaltet alle weiteren Kosten und bieten Ihnen somit eine Möglichkeit, mehrere Kredite leichter miteinander zu vergleichen. Der effektive Jahreszins ist also eigentlich der interessantere Zinssatz, wenn es um einen Kredit geht.
Dennoch ist der Nominalzins eine Pflichtangabe, darf also in Ihrem Kreditvertrag nicht fehlen. Er wird immer pro Jahr (lateinisch: „per annum“, abgekürzt „p. a.“) angegeben. Dabei ist es irrelevant, ob die Zinsen einmal im Jahr, quartalsweise oder monatlich gezahlt werden müssen – der Betrag bleibt derselbe. Die Zahlweise hat allerdings Einfluss auf den effektiven Jahreszins. Dazu gleich mehr.
Mit einem niedrigeren Nominalzins lässt sich meist Geld sparen, denn auch wenn der effektive Jahreszins für einen Vergleich wichtiger ist, macht der Nominalzins in der Regel den größten Teil der Zinsen aus. Sinnvoll ist es also, den Nominalzins möglichst weit zu senken. Verschiedene Faktoren beeinflussen die Höhe des Nominalzinses, und auf einige davon können Kreditnehmer Einfluss nehmen:
Die Europäische Zentralbank (EZB) legt den Leitzins fest. Diese Verzinsung können Kreditnehmer nicht beeinflussen.
Die eigene Kreditwürdigkeit wirkt sich auf den Nominalzins aus. Beispielsweise kann es hilfreich sein, vor einer Kreditanfrage den SCHUFA-Score zu verbessern.
Bisweilen bieten Kreditinstitute unterschiedliche Konditionen an, je nachdem, ob der Nominalzins gebunden oder variabel ist.
Eine niedrigere Kreditsumme geht meist auch mit einem niedrigeren Nominalzins einher. Hier lohnt es sich, verschiede Angebote zu vergleichnen.
Der Effektivzins (auch „effektiver Jahreszins“) besteht aus dem Nominalzins (oder Sollzins) und sämtlichen weiteren Gebühren, die gezahlt werden müssen, um den Kredit in Anspruch nehmen zu können. Dazu gehören:
Ob die Gebühren für eine eventuelle Restschuldversicherung mit in den effektiven Jahreszins eingerechnet werden, hängt davon ab, ob diese zwingend abgeschlossen werden muss. Ist das der Fall, muss der Kreditgeber die Kosten in den Effektivzins mit aufnehmen, ansonsten werden diese Gebühren gesondert ausgewiesen. Der effektive Jahreszins macht es also deutlich leichter als der Nominalzins allein, mehrere Kredite zu vergleichen.
Tipp: Ein Kreditvergleich ist trotzdem immer nur zwischen Krediten mit gleicher Laufzeit und gleicher Kreditsumme sinnvoll, denn beide wirken sich wiederum auf die Zinsen aus.
Wenn Sie einen Kredit über 1.000 € zu einem Nominalzins von 3,2 % aufnehmen, müssen Sie im Jahr 32 € Zinsen zahlen. Sofern diese Zinsen nur einmal im Jahr fällig werden, sind der Nominalzins und der Effektivzins (andere Gebühren einmal unberücksichtigt) gleich. Nun kann die Bank aber fordern, dass die Zinsen quartalsweise gezahlt werden, also viermal im Jahr jeweils 8 €.
Die Besonderheit: Dadurch steigt der Effektivzins. Es wird nämlich berechnet, dass der Kreditnehmer die 24 € (3 x 8 €), die er vor Jahresende schon zahlen muss, bis zu diesem Zeitpunkt am Kapitalmarkt hätte anlegen und damit Rendite erwirtschaften können. Deswegen wird der effektive Jahreszins bei geringeren Zahlungsabständen etwas höher ausfallen.
Der Realzins entspricht grundsätzlich dem Nominalzins, berücksichtigt dabei aber auch die Inflation (die Kaufkraft des Geldes sinkt) und die Deflation (die Kaufkraft des Geldes steigt). Der Realzins gibt also Antwort auf die Frage, wie viel das Geld tatsächlich wert ist. Die Begriffe „Realzins“ und „Realzinssatz“ werden meist synonym gebraucht. Es ist aber auch eine Unterscheidung möglich, bei welcher der Realzinssatz in Prozent angegeben wird, der Realzins jedoch auch als tatsächlicher Geldwert (z. B. 100 €) dargestellt werden kann.
Spannend für Kreditnehmer ist die Tatsache, dass der Realzins negativ werden kann (z. B. –1,2 %). Das passiert dann, wenn die Inflationsrate höher ist als der Nominalzins. Das bedeutet, dass ein Geldbetrag, etwa 50.000 €, tatsächlich an Wert verliert. Hat man 50.000 € angespart, ist das natürlich ungünstig. Wer aber einen Kredit aufgenommen hat, profitiert davon, da die Schuld insgesamt an Kaufkraft verliert, also „weniger wert“ ist. Allerdings betrifft eine Inflation natürlich nicht nur Kredite, sondern auch die Gehälter, sodass es bei starker Inflation schwieriger werden kann, die Kreditraten zu bedienen (weil etwa die Lebenshaltungskosten steigen).
Es gibt zwei Möglichkeiten, Nominalzins, Realzins und Inflationsrate zu berechnen, eine genaue Rechenweise und eine vereinfachte Rechnung.
Formel für die genaue Berechnung des Realzinses:
r = [(1+i) / (1+𝝅)] x 100 -100
Formel für die vereinfachte Berechnung des Realzinses:
r = i – 𝝅
Dabei gilt:
r = Realzins
i = Nominalzins
𝝅 = Inflationsrate
Die Formeln lassen sich beliebig umstellen, sodass je nach Angaben Nominalzins, Realzins oder Inflationsrate berechnet werden können:
Nominalzins berechnen
genaue Berechnung: i = (r+100) / 100 x (1+𝝅) -1
vereinfachte Berechnung: i = r+𝝅
Inflationsrate berechnen
genaue Berechnung: 𝝅 = (1+i) x [100 / (r+100)] -1
vereinfachte Berechnung: 𝝅 = i-r
Rechenbeispiel
Der Nominalzins liegt bei 5 % und die Inflation bei 4 %. Der Realzins errechnet sich so:
Genau Berechnung des Realzinses:
r = [(1+0,05) / (1+0,04)] x 100 -100 ≈ 0,96%
Vereinfachte Berechnung des Realzinses:
r = 5 – 4 = 1 %
Sie sehen also, dass die vereinfachte Berechnung nicht ganz exakt ist. Sie reicht aber aus, um sich auf einfache Weise einen ersten Überblick zu verschaffen.